Indonesien: Ein malträtierter Zeh, Spiderman verschläft das Erdbeben und Besuch von Fred Feuerstein
- travelbirds
- 5. Okt. 2014
- 7 Min. Lesezeit
Hallo ihr Lieben, ich bins wieder! Eigentlich wäre ja Nico mit Schreiben dran, da aber soooo viel witziges passiert ist und ich Angst hatte, das er die Hälfte davon vergisst, darf ich diesen Blogeintrag nochmal übernehmen :-)
Vorab muss ich aber kurz etwas ausschweifen...Der Grund, warum wir nach Indonesien reisten war eigentlich um als Freiwillige in der Schule in Jakarta zu arbeiten, in der ich schon vor 2 Jahren ein paar Wochen mit unterrichtet hatte. Die Schule wurde von einer Gruppe von freiwilligen Lehrern gegründet, um den Kindern aus den angrenzenden Slum-Areas Schulbildung beizubringen. Wir hatten geplant, 4 Wochen in Jakarta zu bleiben und danach direkt nach Neuseeland weiter zu fliegen.
Seit einigen Monaten war auch soweit alles mit der Schule abgesprochen und unsere Ideen zum unterrichten waren geschmiedet.
Als wir jedoch dort ankamen, kam nun doch alles anders als geplant....
Wir fuhren mit dem Taxi zum Haus in dem die Schulorganisation uns ein Zimmer zur Verfügung stellte. Kurze Zeit später traf auch die Direktorin der Schule ein und begrüßte uns. Nach einem längeren Gespräch stellte sich heraus, dass mittlerweile nur noch ca. 10 – 15 Schüler zum Unterricht kommen und nur noch eine Stunde am Tag Englisch unterrichtet wird. Zu meiner Zeit waren es an die 100 Kinder und es wurden mehrere Stunden lang verschiedene Fächer unterrichtet. Mittlerweile ist es aber so, dass es den meisten Kindern nun möglich ist, eine staatliche Schule zu besuchen und die Kinder somit den ganzen Tag Unterricht haben.
Das ist natürlich ein riesen Erfolg und sind auch wirklich super Neuigkeiten, dass die Kinder aus den Slum-Gebieten endlich das Glück haben eine staatliche Schule besuchen zu können, aber dennoch waren wir nach diesem Gespräch sozusagen „arbeitslos“ :-)
Nico und ich kamen zu dem Ergebnis, dass es im Grunde nicht wirklich sooo viel bringt, wenn wir wegen einer Stunde am Tag in Jakarta bleiben und die restlichen 23 Stunden nichts weiter tun können. Zumal Jakarta einfach eine wirklich schreckliche Stadt ist und es dort einfach auch nichts weiter zu besichtigen gibt.
Unser Plan stand relativ bald fest und wir entschieden uns spontan einen Flug nach Bali zu buchen und noch 3 Wochen durch Indonesien zu reisen, bevor wir dann unseren schon vorab gebuchten Flug nach Neuseeland antreten. Ich mein, ist ja auch erstmal keine sooooo schlechte Alternative :-)
Wir blieben also ein paar Tage in Jakarta und es war super schön die Kids nach 2 Jahren wiederzusehen! Viele waren natürlich neugierig wer denn nun Nico war und die Jungs fragten ihn Löcher in den Bauch.
Während ich wie schon damals den Mädchen Zöpfe flechtete, hielt er einen Vortrag über Ost- und Westdeutschland und gab seine Geschichtskenntnisse zum Besten (ob denn die Kinder alles verstanden hatten, das war natürlich die große Frage :-)) Aber süß war’s trotzdem wie er alles ans FlipChart pinselte :-))



Ein paar Tage später flogen wir nach Bali, dort blieben wir aber nur 4 Tage (Bali ist einfach der Ballermann für Australier), schauten uns die Gegend an und buchten nochmal eine Rafting Tour.
Achja, was ich euch noch nicht erzählt habe: Es darf echt nicht wahr sein aber ihr kennt sicherlich das Gefühl wenn man z.B. Nachts schlaftrunken im Dunkeln durchs Zimmer läuft und GENAU mit den Zehen an der Bettkante oder an einer Kommode hängen bleibt....AUUWAA...genau!
Ich kann gar nicht zählen, wie oft mir das schon passiert ist...ganz nach dem Motto „1000 mal berührt, 1000 mal ist nichts passiert...“ und dann...es war weder dunkel, noch ein Bett oder Kommode im Weg als ich beim ganz normalen Gehen an Nicos Fuß hängen bleibe und mein Ringzeh zur Seite biegt und richtig laut knackt! In diesem Moment wusste ich, das ist das 1001. Mal ;(. Die nächsten Tage war der Zeh blitscheblau und ich schätze er war gebrochen aber da man (nach Aussage meiner lieben Krankenschwester-Schwester) sowieso nichts macht, haben wir auch nichts unternommen. Naja ich mein selbst wenn er krumm zusammenwächst...als alte Omi sind die Zehen bestimmt alle sowieso krackelig!
Von Bali fuhren wir mit dem Boot zu den 3 Gili Inseln und gingen zuerst in Gili Trawangan an Land. Auf allen 3 Gili Inseln wollten wir jeweils 3 Tage lang bleiben. Die Gili Inseln sind einfach paradiesisch! Puderzuckerweiße Sandstrände, glasklares blaues Wasser und es gibt auf allen 3 Inseln keine motorisierten Fahrzeuge, sondern nur Pferdekutschen. In Gedanken sah ich mich schon mit Nico auf den Liegestühlen am Strand mit einem Fruchtcocktail in der Hand lümmeln, während uns die Sonne auf den Bauch brutzelt! Wir suchten uns also einen günstigen aber echt urigen Bungalow und chillten was das Zeug hält. Kaum waren wir auf Trawangan angekommen, wurde Nico erstmal mit „Hey Spiderman, you look like Peter Parker“ begrüßt und ein paar Meter weiter rief einer „Hey brother! Nice hair, you look like the Beatles“...HAHAHAHA...Hugh, hugh...Spiderman und Beatles...wahhh hihihi :-)



In der zweiten Nacht wachte ich plötzlich auf weil der ganze Bungalow vibrierte...Erst dachte ich, ich schlafe noch und in diesem Moment konnte ich erstmal gar nicht genau begreifen was eigentlich los ist. Die Wände wackelten und vibrierten bedrohlich und als meine 7-Gehirnzellen aus ihrem Schlaf erwachten, wusste ich was los war! EIN ERDBEBEN! Bis ich endlich begriffen hatte wie uns geschieht, war der ganze Spuk auch schon vorbei...fieberhaft überlegte ich ob das nun wirklich ein Erdbeben gewesen war und machte schon mal 3 Kreuzzeichen, dass doch wohl nun hoffentlich keine Tsunami Welle anrollt. Ich mein immerhin sind wir auf einer klitzekleinen Insel und so mitten in der Nacht macht man sich wirklich die schlimmsten Gedanken.
Nico wurde auch irgendwann wach und als ich ihn fragte ob er denn mitbekommen hatte, dass der ganze Bungalow gewackelt hatte und ob das denn ein Erdbeben war, meinte er nur, dass ich träume und ich weiterschlafen soll...Tzzzz...Irgendwann schlief ich wohl doch wieder ein und gleich am nächsten Morgen (ich war erstmal froh, dass ich kein Wasser spürte – also glücklicherweise kein Tsunami) fragte ich den Bungalow-Besitzer ob er die Vibrationen auch mitbekommen hatte und er bestätigte es, es war tatsächlich ein Erdbeben! HA!! Wobei ich um ehrlich zu sein, schon ein klitzekleines bisschen doch daran zweifelete ob ich nicht doch nur geträumt habe ;)! Völlig fassungslos starrte ich Nico an und kann immer noch nicht glauben, dass Nico bei diesem Gewackel und dem Vibrieren nicht aufgewacht ist! Heidenei Mister Spiderman von den Beatles verschläft doch tatsächlich ein ERDBEBEN!!! :-)
Nach 3 Tagen fuhren wir mit nem kleinen Fischerbötle weiter auf Gili Meno und staunten wie sehr sich diese Insel doch von Trawangan unterscheidet. Meno ist noch relativ unberührt und die Strände sind bis auf ein paar wenige Touristen leer. Auch hier mieten wir uns in einem kleinen Bungalow ein und ich war froh, dass wir von weiteren Erdbeben verschont geblieben sind :-)
Nachdem wir auch die Insel Meno erkundet hatten ging es auf die letzte der 3 Gili Inseln und nach ca. 15 Minuten Fahrtzeit erreichten wir Gili Air. Auf Air war wieder richtig was los und ein Restaurant oder Hotel reihte sich ans nächste. Touristen ströhmten aus allen Richtungen umher und die Insel wirkt schon etwas überlaufen...Da wir ja Nicos 20...ähhhhh 30 ;) Geburtstag feiern wollten, lud ich ihn zur Feier des Tages (ich hab extra mein Sparschwein dafür geschlachtet) in einen etwas schickeren Bungalow ein (mit Pool, Außen-Badezimmer und Klimaanlage) und dort ließen wir es uns 3 Tage lang gut gehen!
An Nicos Geburtstag habe ich mit den Hotel-Angestellten vereinbart, dass das Frühstück auf der Terrasse serviert werden soll und er staunte nicht schlecht, als am morgen ein Kellner mit frischen Fruchtsäften und einem leckeren Frühstück hereinspazierte ;) Am Nachmittag gingen wir schnorcheln und am Abend hatte ich eine weitere Überraschung geplant...nach langem Suchen, fand ich schließlich einen Bäcker auf der Insel und so ließ ich eine Geburtstagstorte, extra in den Lettenreuth-Farben blau-weiß und mit Schriftzug backen. Die Torte wurde dann am Abend nach dem Essen herein getragen und ich nahm meinen ganzen Mut zusammen um im vollbesetzten Restaurant laut Happy Birthday zu singen...ein bisschen peinlich war Nico das ganze schon (er zog nämlich ständig an meiner Hand und rief „pssst“), allerdings bin ich mir nicht ganz sicher ob es wegen meinen Gesangkünsten oder seinem Geburtstag war :-)

Irgendwann waren dann auch die luxuriösen Tage vorbei und wir sattelten unsere Rucksäcke um unsere 6. Indonesien Insel zu erkunden - Lombok erwartete uns schon und wir fuhren gleich nach der Ankunft mit dem Bus in das Touristenörtchen Senggigi. Schon der Weg mit dem Bus zeigt, das Lombok wirklich größtenteils vom Tourismus verschont geblieben ist und entlang der Küstenstraße sieht man nur Einheimische Häuser und eine Bucht nach der anderen erscheint um jede Kurve. In Senggigi selbst ist zwar etwas mehr los und es gibt einige Restaurants aber richtig touristisch ist es dort auch nicht. Nach abermals 3 Tagen fuhren wir mit dem Bus in den Süden und waren gespannt was das vielversprechende Örtchen Kuta zu bieten hatte. Namensgleich wie der beliebte Surferspot auf Bali ist Kuta Lombok zwar ebenfalls ein guter Ort zum Surfen, der Rest des Örtchens hat aber nichts mit dem Ballermann-Kuta auf Bali gemein. Kuta hat einen super schönen Strand aber da wir genug gefaulenzt haben, wars an der Zeit die Insel mit einem Roller zu erkunden. Da Nico noch nie Roller gefahren ist, bin ich die ersten paar Meter gefahren und an einer ruhigen Ecke hielten wir an und er drehte ein paar Runden. Ich musste sooooo lachen, weil er anstatt die Füße hochstellte, immer beide Füße gerade aus streckte und so bekam er von mir seinen nächsten Spitznamen – FRED FEUERSTEIN! JAPPADAPAA DUUUU! :-( Nach ein paar Minuten hatte er aber den Dreh raus und er cruiste mit mir wie ne Eins die Buchten entlang! Die Strände sind hier wirklich fast menschenleer und das Wasser türkisblau, dennoch leider voll von kleinem Plastikmüll was dem Paradies leider seine ganze Schönheit beraubt :-(



Wir fuhren also ein paar Tage mit dem Roller auf der Insel umher, natürlich hatten wir gleich am 2. Tag einen Plattfuß, aber genau an der Stelle wo wir den Platten hatten, war glücklicherweise eine kleine Werkstatt und unser Plattfuß wurde im Handumdrehen repariert! Anschließend ließen unseren Asien-Aufenthalt mit ein paar Bintang-Radler und ein paar Mie Goreng (gebratene Nudeln) ausklingen...
Ab jetzt geht’s wieder aus nem anderen Fäßla – Neuseeland wartet! Das heißt es geht ans malochen und die Suche nach einem geeigneten Campervan-Zuhause steht an!
Wir freuen uns darauf und halten Euch natürlich auf den Laufenden! :-)
Bis ganz bald!!
Eure Travelbirds!
By Caro
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